Elektrische Fußbodenheizung im Bad nachrüsten: Dünnschicht-Systeme richtig planen (auch in der Mietwohnung)
Worum es geht: warme Fliesen ohne Komplettsanierung
Eine elektrische Fußbodenheizung (FBH) im Bad ist meist die schnellste Möglichkeit, morgens warme Fliesen zu haben, ohne das ganze Heizsystem umzubauen. Für Bestandsbäder in Deutschland sind vor allem Dünnschicht-Systeme interessant: Heizmatten oder Heizkabel im Kleberbett, oft nur wenige Millimeter Aufbau.
Damit es in der Praxis funktioniert, müssen drei Dinge stimmen: der Untergrund (tragfähig, eben, trocken), die elektrische Auslegung (Watt pro Quadratmeter, Absicherung, FI) und der Bodenaufbau (Entkopplung, Abdichtung, geeigneter Kleber).
Wichtig: Eine elektrische FBH ist in der Regel eine Komfortheizung, keine alleinige Raumheizung. Im Bad funktioniert sie besonders gut, weil die Fläche klein ist und die Laufwege klar sind.
| Variante | Typische Aufbauhöhe | Wann sinnvoll |
| Heizmatte im Dünnbett | ca. 3-6 mm plus Fliese | Wenn der Untergrund eben ist und schnell gearbeitet werden soll |
| Heizkabel frei verlegt | ca. 4-10 mm plus Fliese | Wenn viele Ecken/Nischen oder unregelmäßige Flächen vorhanden sind |
| Trockenbau-Platten mit Heizleiter | oft 15-25 mm | Wenn Sie nicht fliesen, sondern z.B. Vinyl/Designbelag planen |

Bestandsaufnahme im Bad: 20 Minuten, die teure Fehler verhindern
1) Welche Fläche wird wirklich beheizt?
Planen Sie nicht „Badfläche“, sondern Lauf- und Komfortzonen. Unter fest eingebauten Möbeln und direkt unter der Wanne/Dusche wird normalerweise nicht geheizt.
- Heizzone vor Waschbecken und Dusche: häufig 1-2 qm
- Heizzone mittig/Handtuchzone: je nach Grundriss 1-3 qm
- Randabstand zu Wänden: oft 5-10 cm (Herstellerangaben)
Praxis-Tipp: Legen Sie Malerkrepp auf den Boden und markieren Sie Möbel, WC, Dusche und Türschwenk. So sehen Sie sofort, ob sich 2 qm oder 4 qm Heizzone ergeben.
2) Bodenaufbau und Tür: passt die Aufbauhöhe?
Die häufigste Überraschung ist nicht die Technik, sondern die Tür. Schon 8-12 mm zusätzlicher Aufbau können dazu führen, dass die Tür schleift oder die Schwelle stört.
- Check: Abstand Türblatt zu Boden (Luft) messen
- Check: Übergang zum Flur (Höhenversatz, Stolperkante)
- Check: Bodenablauf/Duschschwelle, falls bodengleiche Dusche in der Nähe ist
Wenn die Reserve knapp ist: Dünnbett-Heizmatte und möglichst dünne Fliese wählen, oder die alte Fliese entfernen statt zu überfliesen.
3) Untergrund: das muss er können
Elektrische FBH ist nur so gut wie der Untergrund. Im Bad ist zusätzlich Feuchte ein Thema.
- Tragfähig: keine hohlen Fliesen, keine lose Spachtelung
- Eben: keine Kanten, die später „durchzeichnen“
- Trocken: Restfeuchte prüfen, besonders auf Estrich
- Rissfrei oder entkoppelt: bei kritischen Untergründen Entkopplungsmatte einplanen
Realität im Altbau: Häufig sind einzelne Fliesen hohl. Dann nicht einfach „drüberkleben“. Hohlstellen werden unter Wärme und Belastung schneller zum Schaden.
Systemwahl: Heizmatte vs. Heizkabel vs. Trockenbau
Heizmatten: schnell, sauber, gut für rechteckige Flächen
Heizmatten sind auf Gewebe fixierte Heizleiter. Sie lassen sich schnell ausrollen und im Kleberbett einbetten.
- Vorteil: schnelle Verlegung, definierter Abstand der Heizleiter
- Nachteil: in verwinkelten Bädern viel Zuschnitt, Matten dürfen nicht gekürzt werden (nur das Trägergewebe)
Heizkabel: flexibel für Nischen und um Sanitärobjekte herum
Heizkabel werden mit Befestigungsband oder auf Entkopplungsmatten geführt. Das ist langsamer, aber oft die bessere Lösung für kleine, „zerhackte“ Grundrisse.
- Vorteil: flexible Abstände, saubere Anpassung an Formen
- Nachteil: mehr Planungsaufwand, gleichmäßige Verlegung erfordert Sorgfalt
Trockenbau-Systeme: wenn Sie nicht fliesen oder schnell wieder nutzbar sein müssen
Trockenbauplatten mit integrierten Heizleitern oder Fräsungen sind eine Alternative, wenn Sie z.B. Designbelag im Bad planen oder möglichst wenig „nasse“ Bauzeit wollen. Sie sind meist dicker und brauchen sehr saubere Übergänge, lohnen sich aber in manchen Fällen.
Elektrik und Sicherheit: was Sie realistisch einplanen müssen
Im Bad gilt: Elektrik ist kein Experiment. Thermostat, Sensor, Absicherung und Fehlerstromschutz müssen passen. In vielen Fällen ist der Anschluss durch eine Elektrofachkraft notwendig oder zumindest dringend anzuraten.
Leistung richtig wählen (Watt pro Quadratmeter)
- Komfortheizung unter Fliesen: häufig 100-160 W/qm (Herstellerangaben beachten)
- Je besser gedämmt der Untergrund, desto schneller reagiert das System
- Zu hohe Leistung ohne passenden Belag/Kleber kann zu Spannungen führen
Praxis-Orientierung: Für 3 qm Heizzone mit 150 W/qm liegen Sie bei 450 W. Das ist stromseitig unkritisch, aber die Ausführung (Abdichtung, Kleber, Sensor) bleibt entscheidend.
Thermostat mit Bodensensor: Pflicht im Bad
Ein Bodentemperaturfühler verhindert Überhitzung und sorgt für reproduzierbaren Komfort. In der Praxis macht der Sensor den Unterschied zwischen „warm“ und „zu heiß/zu kalt“.
- Sensor in Leerrohr verlegen (tauschbar), möglichst mittig zwischen zwei Heizleitern
- Nicht in Türnähe oder direkt an Außenwand platzieren (Messfehler)
- Programmierung: morgens und abends Komfortfenster, tagsüber Absenkung
Absicherung, FI, Feuchtraumzonen
Je nach Bestand kann im Verteiler eine Anpassung nötig sein. Im Bad sind FI/RCD-Schutz und korrekte Leitungsführung zentral. Wenn Sie nicht sicher beurteilen können, ob Ihr Badstromkreis geeignet ist, lassen Sie es prüfen.
Bodenaufbau im Detail: so entsteht ein belastbarer, langlebiger Aufbau
Variante A: auf bestehende Fliesen (nur wenn der Bestand top ist)
Überfliesen spart Abbruch, kostet aber Aufbauhöhe. Das funktioniert nur, wenn die Altfliesen fest sitzen und die Fläche eben ist.
- Fliesen gründlich entfetten und anschleifen oder geeigneten Haftgrund nutzen
- Unebenheiten mit Spachtelmasse ausgleichen
- Heizmatte in flexiblem, geeignetem Fliesenkleber einbetten
- Abdichtung in Nassbereichen nach Regelwerk ausführen (Dichtbahn/Flüssigabdichtung)
- Fliesen mit geeignetem Flexkleber verlegen, Fugenmaterial passend wählen
Praxis-Tipp: Wenn nur einzelne Fliesen hohl sind, lohnt sich oft eher das Entfernen und partielles Ausbessern statt „drüber“. Hohlstellen sind Wärmespeicher mit Bewegung, das rächt sich später.
Variante B: alte Fliesen raus, dann Dünnbett (oft die bessere Lösung)
Mehr Arbeit, aber sauberer Aufbau und weniger Türprobleme. Außerdem sehen Sie, was darunter wirklich los ist (Risse, Feuchte, bröseliger Estrich).
- Rückstände entfernen, Untergrund grundieren
- Ebenheit herstellen (Spachtel), Trocknungszeiten einhalten
- Optional Entkopplungsmatte bei kritischem Untergrund
- Heizmatte/Heizkabel einbetten, Kabel und Sensor dokumentieren (Foto + Maßskizze)
Kleber, Abdichtung, Entkopplung: die drei Stellen, an denen gespart wird und später Risse kommen
- Kleber: flexibel, für FBH geeignet, ausreichend Zahnung und Bettung
- Abdichtung: in Dusche/Badewannennähe und an kritischen Wandanschlüssen konsequent
- Entkopplung: wenn Untergrund rissanfällig ist oder Mischuntergründe vorhanden sind

Kosten und Betrieb: realistisch rechnen (Material, Strom, Aufwand)
Typische Materialkosten (grobe Orientierung, Deutschland)
- Heizmatte oder Heizkabel: ca. 25-60 EUR/qm (je nach System und Leistung)
- Thermostat mit Bodensensor: ca. 60-180 EUR
- Entkopplungsmatte/Abdichtung (falls nötig): ca. 10-35 EUR/qm
- Kleber, Grundierung, Spachtel, Kleinteile: oft 8-20 EUR/qm
Für eine Heizzone von 2-4 qm landen viele Projekte materialseitig grob zwischen 250 und 800 EUR, ohne neue Fliesen. Mit neuen Fliesen plus Abdichtung kann es deutlich mehr werden.
Stromkosten: so bekommen Sie ein Gefühl dafür
Beispiel: 3 qm x 150 W/qm = 450 W. Läuft die Heizung 2 Stunden am Tag, sind das 0,9 kWh pro Tag. Bei 0,35 EUR/kWh wären das rund 0,32 EUR/Tag. Entscheidend ist die Steuerung: Mit Zeitprogramm und Bodensensor vermeiden Sie Dauerbetrieb.
Aufwand und Zeit
- Reine Mattenverlegung: an einem Tag machbar (je nach Untergrund)
- Trocknungszeiten für Spachtel/Kleber/Fuge: oft 2-7 Tage bis zur vollen Belastung
- Erstinbetriebnahme: Herstellerangaben beachten, häufig erst nach vollständiger Aushärtung
Mietwohnung: was geht, was nicht, und wie Sie sauber bleiben
In Mietwohnungen sind zwei Fragen entscheidend: Muss der Bodenaufbau rückbaubar sein, und dürfen Sie in die Elektroinstallation eingreifen?
Praktische Leitplanken
- Genehmigung: Bei Eingriffen in Elektrik und Fliesenbelag meist Vermieterzustimmung einholen
- Rückbau: Überfliesen ist praktisch nie „rückbaubar“. Wenn das gefordert ist, lieber andere Maßnahmen (z.B. schneller reagierende Heizquelle, Läufer außerhalb Nasszone)
- Dokumentation: Fotos, Messprotokolle (Widerstand) und Leitungsplan aufheben
Wenn Sie ohne Zustimmung keine baulichen Veränderungen machen können: Eine elektrische FBH ist dann oft nicht der richtige Weg. Sinnvoller sind Optimierungen wie ein besserer Handtuchheizkörper (wenn möglich) oder gezielte Wärme/Komfortmaßnahmen ohne Eingriff in den Boden.
Einbau in der Praxis: Schrittfolge, die sich bewährt hat
Schritt für Schritt
- Heizzone planen und auf dem Boden anzeichnen (inkl. Randabstände)
- Untergrund prüfen, reinigen, grundieren, ggf. ausgleichen
- Leerrohr für Bodensensor setzen, Fühlerposition festlegen
- Heizmatte/Heizkabel trocken auslegen und prüfen (Widerstand messen)
- Einbetten in geeigneten Kleber/Spachtel, Lufteinschlüsse vermeiden
- Abdichtung in Nasszonen ausführen (Dichtband an Anschlüssen)
- Fliesen verlegen, verfugen, aushärten lassen
- Elektrischer Anschluss und Thermostatmontage (fachgerecht)
- Erstinbetriebnahme nach Herstellerfrist, mit moderater Aufheizkurve
3 typische Fehler aus echten Bädern
- Sensor ohne Leerrohr: Wenn er ausfällt, muss der Boden geöffnet werden.
- Heizung bis an den Rand: Randzonen arbeiten, es kommt zu Spannungen und Fugenrissen.
- Zu frühes Heizen: Kleber und Estrich sind nicht durchgehärtet, es entstehen Hohllagen.
Podsumowanie
- Heizzone realistisch planen: nur dort, wo Sie barfuß stehen.
- Aufbauhöhe und Türreserve vorab messen, sonst wird es teuer.
- Untergrund muss tragfähig und eben sein, Hohlstellen nicht überdecken.
- Thermostat mit Bodensensor und Sensor im Leerrohr einplanen.
- Abdichtung und geeignete Kleber sind im Bad wichtiger als „mehr Watt“.
- Stromkosten bleiben moderat, wenn Sie mit Zeitprogramm statt Dauerbetrieb arbeiten.
FAQ
Kann ich eine elektrische Fußbodenheizung im Bad als alleinige Heizung nutzen?
In kleinen, gut gedämmten Bädern kann es funktionieren, üblich ist aber Komfortbetrieb. Rechnen Sie mit zusätzlicher Wärmequelle, besonders im Altbau.
Wie viel Aufbauhöhe muss ich mindestens einplanen?
Bei Dünnbett-Heizmatten liegt der Zusatz oft bei wenigen Millimetern plus neue Fliese. Entscheidend sind Kleberbett, Entkopplung und der Fliesenaufbau. Messen Sie die Türreserve vorab.
Darf ich in der Mietwohnung einfach nachrüsten?
Wenn Fliesen entfernt, überfließt oder die Elektroinstallation angepasst wird, benötigen Sie in der Praxis meist die Zustimmung des Vermieters. Klären Sie das schriftlich.
Was ist besser: Heizmatte oder Heizkabel?
Heizmatten sind schneller und ideal für einfache Flächen. Heizkabel sind flexibler bei Nischen und komplexen Grundrissen. Entscheidend ist die Geometrie Ihres Bads.

